Ich schreibe, weil mich die Geschichten in den Schatten faszinieren. Sie sind leise, unscheinbar und doch voller Intensität – verborgen in den Blicken der Menschen, in der Stille zwischen ihren Worten. Jede meiner Geschichten ist ein Versuch, diese Dunkelheit zu ergründen, zu begreifen, was uns antreibt, was uns zerstört und was uns dennoch weitermachen lässt.
Ich bin 50 Jahre alt, und meine Reise begann mit Comics. Es waren keine Superhelden, die ich zeichnete, sondern Welten, die genauso gebrochen waren wie die Menschen darin. Mit jedem Strich brachte ich die Schatten in mir auf das Papier, visualisierte meine Fantasien, bis sie greifbar wurden. Doch irgendwann reichten die Bilder nicht mehr aus. Die Geschichten verlangten nach Worten, nach Dialogen, nach einer Tiefe, die nur Sprache bieten konnte. Und so ließ ich die Stifte fallen und griff zur Feder, um in die Abgründe einzutauchen, die meine Bilder nur angedeutet hatten.
Ich schreibe, weil mich die Extreme faszinieren – die feinen Linien zwischen Hingabe und Kontrollverlust, zwischen Macht und Ohnmacht. Meine Figuren sind Getriebene, die Grenzen überschreiten, weil sie glauben, dort etwas zu finden, das sie rettet. Schreiben bedeutet für mich Freiheit. Es ist der Moment, in dem ich meine Fantasien auf Papier bringe und sie lebendig werden lasse. Mit jedem Wort, das ich niederschreibe, erzähle ich nicht nur Geschichten – ich entdecke auch etwas Neues über die Welt und über mich selbst.
Warum tun Menschen, was sie tun? Warum riskieren sie alles, obwohl sie wissen, dass es sie zerstören könnte? Vielleicht schreibe ich, um genau das herauszufinden – oder um Antworten zu finden, die mich selbst retten. Schreiben ist für mich eine Art Kompass, der mich durch die Schatten führt. Und vielleicht kann ich damit auch die Leser begleiten – an den Rand ihrer eigenen Dunkelheit, wo die Wahrheit wartet.